Die Koblenzer Landtagsabgeordnete Dr. Anna Köbberling (SPD), die auch Sprecherin für Wir tschaft und Transformation ihrer Fraktion ist, beschäftigte sich auf ihrer Sommerreise mit Veränderungsprozessen in Unternehmen der Region. Von den fünf großen Unternehmen ZF, Novelis, Canyon, evm und Amazon wollte sie wissen, was Transformation für sie jeweils bedeutet, was die Herausforderungen für die Zukunft sind und wie die Politik sie dabei unterstützen kann. Begleitet wurde die Landtagsabgeordnete dabei vom SPD-Kandidaten für den Bundestag, Dr. Thorsten Rudolph. Gesprächspartner waren sowohl Unternehmensleitungen als auch Betriebsräte, „denn für uns sind immer beide Perspektiven wichtig“, betont Köbberling.
„Transformation bedeutet für jedes Unternehmen etwas anderes“, stellt Köbberling fest. „Gemeinsam ist aber allen, dass sie sich gerade stark verändern müssen, um einerseits veränderten Anforderungen des Marktes gerecht zu werden, andererseits in absehbarer Zeit klimaneutral zu produzieren bzw. zu wirtschaften. Dabei wird verstärkt auf Digitalisierungsmaßnahmen gesetzt. Und das wiederum erfordert eine Weiterqualifizierung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.“
Angesichts der starken Nachfrage nach Automobilen mit elektrischem Antrieb verändern sich z.B. beim Autozulieferer ZF die Anforderungen an die Beschäftigten gleich in mehrerer Hinsicht, erläuterten Geschäftsführer Andreas Teuner und Andreas Brune: „Es werden nicht nur andere Fachkenntnisse verlangt, sondern es wird auch der Umgang mit dem Tablet zum Alltag, und darüber hinaus erfordert die Zusammenarbeit mit Partnern in den USA oder China Englischkenntnisse und ungewohnte Arbeitszeiten am frühen Morgen oder späten Abend.“ „Die Trennung von Arbeit und Freizeit verschwimmt immer mehr“, ergänzt Betriebsrat Frank Stein. Damit die Beschäftigten bei diesem Wandel mitkommen, sind Weiterqualifizierungen unerlässlich. „Hier will die Landesregierung mit ihrer neu gegründeten Transformationsagentur unterstützen“, betont Köbberling
Ganz ähnliche Fragen bewegt auch das Nachbarunternehmen Novelis (ehemals Aleris): Die Vernetzung von Anlagen und die Überwachung von Abläufen in Echtzeit über sogenannte „Digital twins“ erfordert ein ganz anders Arbeiten. Hinzu kommt die Herausforderung, die energieintensive Produktion von Aluminiumblechen bis 2050 CO2-neutral zu bewältigen.
Ein verändertes Umweltbewusstsein mit anderem Mobilitätsverhalten ist sicherlich ein Aspekt, der dem Fahrradhersteller Canyon in den letzten Jahren zu einem sehr starken Wachstum verholfen hat. „Wie schafft es ein Unternehmen, weiter zu wachsen, dieses Wachstum aber auch nach innen zu verdauen?“; ist eine der Fragen, die sich Geschäftsführer Winfried Rapp stellt. Dass die Digitalisierung auch das Fahrrad ergreift, indem z.B. eine Gangschaltung je nach Geländeanforderung vom Handy aus programmiert werden kann, verwundert da kaum noch.
Was Digitalisierung alles möglich macht, lässt sich auch im Logistikzentrum von Amazon bestaunen. So werden z.B. die Maße eines Artikels digital erfasst und automatisch über einen Bildschirm angezeigt, welche der normierten Verpackungen dafür benötigt wird. Amazon will bis 2040 klimaneutral sein und setzt dabei auf erneuerbare Energien, eine Flotte von Elektrofahrzeugen und Kreislaufwirtschaft zur Ressourceneinsparung.
Dass durch Digitalisierung und Elektrifizierung von Fahrzeugen unser Strombedarf deutlich steigen wird, ist eine der Herausforderungen, denen sich die evm stellt. „Der Ausbau der erneuerbaren Erzeugungskapazitäten ist ein wesentlicher Bestandteil der Strategie zur Umsetzung der Energiewende“, erläutert der Vorstandsvorsitzende Josef Rönz. Die evm ist bereits seit Jahren aktiv in der regenerativen Erzeugung, betreibt vier große PV-Freiflächen-Anlagen, diverse PV-Dachanlagen, zwei Windparks mit 17 Windkraftanlagen die größte Biogasanlage in Rheinland-Pfalz. Als Zukunftsthema ist Wasserstoff ein fester Bestandteil der evm-Strategie – ein Thema, das Anna Köbberling besonders wichtig ist. Rönz und die Abgeordnete waren sich darin einig, dass Wasserstoff der Energieträger der Zukunft ist, und zwar nicht nur für Verkehr und Industrie.
„Wie kann die Politik Sie unterstützen?“, war die abschließende Frage, die Köbberling allen Gesprächspartnern stellte. „Vor allem bei der Vereinfachung von Genehmigungsverfahren“ war eine häufige Antwort. Da dafür nicht in allen Fällen das Land zuständig ist, war es gut, dass mit Thorsten Rudolph auch ein zukünftiger Bundespolitiker zugegen war. Aber auch bei der Fachkräftesicherung, z.B. durch die Stärkung der Hochschulen, ist politische Unterstützung gefragt.
„Was heißt hier Transformation?“; wird Anna Köbberling in Kürze auch weitere Unternehmen der Region fragen. Für September und Oktober sind bereits weitere Betriebsbesuche verabredet.