Ihre Herbstreise hat die Landtagsabgeordnete und Stadträtin Anna Köbberling zu verschiedenen Unternehmen der Automobilindustrie in Koblenz geführt.
„In unserer Stadt ist die Automobilindustrie ein großer Arbeitgeber, gleichzeitig befindet sie sich in einem Umbruch, dessen Auswirkungen nicht absehbar sind. Mit den Experten vor Ort möchte ich daher u.a. über das Thema Klimaschutz sprechen.“, sagt die wirtschaftspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion in Landtag und Stadtrat.
Bundesweit gibt es derzeit etwas mehr als 47 Mio. zugelassene Autos, die im Durchschnitt 9,5 Jahre alt sind. Viele dieser Fahrzeuge enthalten Teile, die in Koblenz von Firmen wie ZF, Stabilus und Aleris konzipiert und hergestellt wurden – damit ist die Stadt ein wichtiger Player der Automobilindustrie. Daneben gibt es in Koblenz zahlreiche Autohäuser, einen Großhändler für Fahrzeugteile sowie viele mittelständische Familienunternehmen, die entweder alle Arbeiten aus einer Hand anbieten, oder sich als Nischenspezialisten international etabliert haben.
Fast alle Gesprächspartner von Köbberling berichteten von einer Verunsicherung der Verbraucher, in Bezug auf die Antriebstechnologie, was sich negativ auf den Absatz von Dieselfahrzeugen auswirke. Gleichzeitig sei die Nachfrage nach E-Fahrzeugen überschaubar. Holger Maria Schwarz vom Audi Zentrum Koblenz führte dies auf eine irrationale Angst seiner Kund/innen vor der angeblich kurzen Reichweite von E-Autos und äußerte die Hoffnung auf eine Renaissance eines schadstoffarmen Diesels.
Allgemein betrachtete die Mehrheit der Gesprächspartner die E-Mobilität als eine Brückentechnologie, die wegen der aufwendigen, umweltschädlichen Produktion von Lithiumbatterien noch nicht die endgültige Lösung des Problems sein kann. „Bei den Gesprächen wurde deutlich, dass wir auf einen Mix der Antriebstechnologien setzen müssen – inklusive Wasserstoff und E-Fuels.“, so Köbberling.
Alfred Retterath von Profiparts mahnte ebenfalls, die menschliche Sehnsucht nach individueller Mobilität nicht zu unterschätzen und betonte die Bedeutung der Technologieoffenheit, wie sie von der SPD gefordert wird.
Bei dem Besuch von ZF Active Safety zeigte sich das Potenzial der Stadt als Forschungs- und Entwicklungsstandort. Allein 1.000 Entwickler wurden dort in der letzten Zeit eingestellt. Die Unternehmensführung von ZF wünscht sich aber mehr Werbung für die Stadt, da sich Fachkräfte gerne in attraktiven Städten ansiedeln möchten und zahlreiche Bewerber über die Vorteile von Koblenz nicht informiert seien. Der Betriebsrat von ZF wies insbesondere auf die Verlagerung der Produktion in osteuropäische Länder hin, die häufig aus Kostengründen geschehe. „Damit die Industrie nicht abwandert, müssen wir unsere Fachkräfte gut auf die zukünftigen Anforderungen vorbereiten. Daher ist es besonders wichtig, dass die Handwerkskammer mehrere Fortbildungen für neue Antriebstechnologien anbietet.“, betonte Köbberling.
Gabriel Meinhardt-Bocklet von Fahrzeugbau Bocklet begrüßte die Entscheidung seiner Kunden, weniger zu fliegen und mehr mit dem Wohnmobil unterwegs sein zu wollen. Gleichzeitig kritisierte er den Zustand des Gewerbegebietes Wallersheim: „Hier sind erfolgreiche Firmen angesiedelt, für die die Kunden teils eine lange Reise in Kauf nehmen, und dann müssen sie durch holprige Straßen mit Hinterhofflair fahren, das kommt nicht gut an.“
Für den Bereich der Werkstätten berichtete Rainer Schmieders von Auto-Schmieders, manche Kunden hätten Angst, sich das Autofahren bald nicht mehr leisten zu können.
„Es waren sehr spannende Gespräche. Dabei traten drei Gedanken besonders zum Vorschein: Erstens beschäftigt der Klimawandel viele Menschen, zweitens können wir diesen nur mit einem Mix verschiedener Antriebstechnologien aufhalten und drittens wird die Sozialdemokratie dringend gebraucht, um soziale Verwerfungen bei Klimaschutzmaßnahmen zu verhindern.“, so das Fazit von Köbberling zu ihren Besuchen.