Künstliche Intelligenz (KI) ist als Thema auf einmal in aller Munde. Seit dem Hype um das Tool ChatGPT können auch Laien im Internet ausprobieren, mit einer künstlichen Intelligenz zu interagieren. Und damit wurde schlagartig klar, wie durchdrungen unsere Welt von KI bereits ist – und welche Gefahren möglicherweise auf uns zukommen. Schnell wird an die Politik der Wunsch nach klaren Regeln herangetragen. Die Landtagsabgeordnete Anna Köbberling hat sich deshalb in ihrer diesjährigen Herbstreise unter dem Motto „Keine Angst vor künstlicher Intelligenz!“ mit Koblenzer Unternehmen und Einrichtungen getroffen, die KI täglich anwenden und ihre Chancen, aber auch ihre Risiken kennen.
Ein wichtiges Gebiet für die Arbeit mit KI ist die Bearbeitung von Bildern und Texten. Dazu gehört auch die Spracherkennung etwa bei der Erstellung von Untertiteln, wie sie das Unternehmen Picture Colada anwendet. Auch bei Übersetzungen leistet KI wertvolle Dienste. Diese Arbeit geht nicht völlig automatisch vonstatten. Die Ergebnisse sind immer nur so gut wie die sogenannten Trainingsdaten, auf deren Basis das Programm Entscheidungen trifft. KI-Programme erstellen also nicht von Zauberhand neue Inhalte, sondern gleichen ihre Aufgabe mit einem Fundus an Erfahrungswerten ab, mit denen sie vorher gefüttert worden sind. Je nach Anwendungsbereich ergeben sich daraus zahllose Möglichkeiten. So arbeitet das Unternehmen wizAI von Prof. Uli Fuhrbach an neuen Anwendungsmöglichkeiten, etwa bei digitalen Beschilderungen. Aber gerade bei der Erstellung von neuen Websites, so Dennis Feldmann, Gründer der Designraketen, wird schon heute zum Großteil auf der Arbeit von KI aufgebaut.
Einig waren sich alle Gesprächspartner bei der Frage danach, was KI nicht leisten kann: menschliche Emotionen, Kreativität und Innovationen können nicht so einfach nach Wahrscheinlichkeitsrechnungen, wie sie ein Computer vornimmt, simuliert werden. Die Unterscheidbarkeit zwischen menschen- und maschinengemachten Texten ist auch für den Chefredakteur der Rhein-Zeitung, Lars Hennemann, von zentraler Bedeutung. Mit Kurzmeldungen, automatischen Übersetzungen oder der Erstellung von Grafiken gibt es jetzt schon Bereiche, in denen KI eine Entlastung darstellen, aber nicht die menschlichen Arbeiten ersetzen kann. „Kommentare werden bei mir aber nie von KI geschrieben werden“, hält Hennemann fest.KI-Programme können aber nicht nur Daten erstellen, sondern auch bei der Auswertung helfen: Die gigantischen Mengen an Informationen, die sich durch die Digitalisierung in allen Bereichen des Lebens anhäufen, enthalten schließlich auch immer wichtige Details. Die automatische Auswertung von Handydaten etwa ist für die Polizei eine enorme Hilfe bei der Bekämpfung von Sexual- oder Hassverbrechen. „Nach den Pensionierungen in den vergangenen Jahren“, so Köbberling, „brauchen wir so viel Zeit der Beamtinnen und Beamten wie möglich für den Kontakt mit den Menschen. Die automatische Datenauswertung ist da eine große Entlastung.“
Auch für Versicherungen bietet KI eine Entlastung: Bei 300.000 bis 400.000 Krankenhausrechnungen pro Jahr nutzt etwa die Debeka eine Software, die nach Unregelmäßigkeiten und Schadenshöhen filtert. Je mehr Daten das Programm einliest, desto genauer wird es. Damit werden dann die Rechnungen identifiziert, bei denen eine Nachfrage lohnt. Für den Technologiekonzern und Automobilzulieferer ZF ist künstliche Intelligenz schon aus Gründen der Sicherheit allgegenwärtig: Die dort produzierten Brems- und Fahrassistenzsysteme werden besser, je mehr Daten sie verarbeiten konnten. Die hohen Datenschutzanforderungen in Deutschland stellen dabei manchmal eine unnötige Hürde da. Damit die KI Menschen als solche erkennen kann, dürfen z.B. nicht die Gesichter verpixelt werden.
Einblicke in aktuelle Forschungsprojekte zu KI und zu dem, was vielleicht in der Zukunft noch alles möglich sein wird, erhielt Köbberling bei der Hochschule und bei der Universität Koblenz. Ein sehr wichtiger Einsatzbereich ist dabei die Medizin: KI kann anhand von Ganganalysen etwa bei der Sturzprophylaxe oder bei der Früherkennung von epileptischen Anfällen gute Dienste leisten. Personenbezogene Daten, besonders bei gesundheitsbezogenen Fragen, müssen aber immer mit besonderer Vorsicht behandelt werden. „Wichtig ist, dass wir eine gute Balance zwischen Ethik, Datenschutz und dem Blick auf die internationale Konkurrenz behalten. Künstliche Intelligenz bietet riesige Chancen, die wir weiter mit Augenmaß fördern sollten“, so Köbberlings Resümee.