Zu einem Austausch über Mittelstandsförderung trafen sich kürzlich Vertreter des Bundesverbandes mittelständischer Wirtschaft (BVMW) mit der wirtschaftspolitischen Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Dr. Anna Köbberling. Der BVMW-Politikbeauftragte für Rheinland-Pfalz und Saarland, Dietmar Tuldi, und der BVMW-Verbandsbeauftragte für Mittelrhein, Dennis Feldmann, sprachen verschiedene Themen an, die für mittelständische Unternehmen in der Region von Bedeutung sind – darunter z.B. die Zahl der Unternehmensgründungen in Rheinland-Pfalz. „Es ist alarmierend, dass die Zahl von Unternehmensgründungen in den letzten Jahren stark gesunken ist, und zwar unabhängig der Corona-Pandemie. Hier müssen wir uns gemeinsam mit der Politik dafür einsetzen, dass es für junge Gründerinnen und Gründer attraktiver wird, ein Unternehmen zu gründen.“, forderte Tuldi. Köbberling erinnerte daran, dass das Land Rheinland-Pfalz bereits über eine große Zahl von Förderinstrumenten verfüge, wie z.B. das Gründerstipendium Start.in.RLP, das Gründungsportal, ein Gründungsnetzwerk, zahlreiche Wettbewerbe mit Preisgeldern sowie Fachseminare wie z.B. STEP USA. „Natürlich will die Ampelkoalition eine möglichst produktive Atmosphäre für junge Unternehmen schaffen“, so Köbberling, „aber das unternehmerische Risiko, das jeder Firmengründer auf sich nimmt, kann nicht vom Land komplett übernommen werden.“
Auch die zahlreichen bürokratischen Hürden bei einer Unternehmensgründung waren für Feldmann und Tuldi ein Kritikpunkt: „Wir brauchen eine Antragstellung bei einer einzigen Stelle, ein sogenanntes One-Stop-Shop Verfahren auf digitalem Wege, wie z.B. in Estland“, forderten sie. „Als E-Resident kann man dort mit wenigen Klicks im Internet ein Unternehmen gründen, man hat Zugang zu einem Netzwerk internationaler Dienstleiter, man kann Dokumente sicher verschlüsseln und digital signieren. Kurz und gut: Man erhält mit der e-Residency Zugang zur globalisierten Wirtschaft in einem sicheren Rahmen und kann dank moderner Tools dort mitmischen. Das wünschen wir uns auch für Deutschland und Rheinland-Pfalz!“
Gesprächsthemen waren auch Unternehmensnachfolgen und Fachkräftesicherung. „Die klassischen Instrumente der Fachkräftesicherung sind eine gute Ausbildung, Weiter-Qualifizierung, die Hebung stiller Reserven unter der nicht-berufstätigen Bevölkerung (darunter z.B. bei Frauen) sowie Zuwanderung“, erläuterte Köbberling. Auf allen Handlungsfeldern würden die Instrumente des Landes ständig überprüft und nachgeschärft. Die Stärkung der Dualen Berufsbildung, die Schaffung der Transformationsagentur, die Förderung zahlreicher Weiterqualifizierungsmaßnahmen, der Ausbau der Kinderbetreuung bei KiTas und Ganztagsschulen und die Anerkennung ausländischer Berufsausabschlüsse gehörten z.B. dazu. „Aber natürlich dürfen wir bei diesem Thema nicht nachlassen, denn aus demografischen Gründen wird sich die Situation noch stark verschärfen“, waren sich Tuldi, Feldmann und Köbberling einig.
Am Ende des sehr offenen und produktiven Dialogs waren sich die Gesprächspartner einig, dass der Austausch fortgesetzt werden soll. „Wir Abgeordnete sind dankbar für jedes Feedback aus Unternehmen und Verbänden“, erklärte Köbberling.