Das langjährige SPD-Mitglied Mitglied Hans-Jürgen Wenzel ist vor Kurzem bei der Durchsicht seiner Unterlagen auf ein altes Protokollbuch des SPD-Ortsvereins Metternich aus den Jahren 1913-1923 gestoßen und hat es der Vorsitzenden Anna Köbberling übergeben. „Es war ein unglaubliches Gefühl, dieses alte Heft mit den in säuberlicher Schrift verfassten, über hundert Jahre alten Protokollen in den Händen zu halten“, berichtet diese. Der Ortsverein, der 1905 gegründet wurde, hatte 1913 bereits 26 Mitglieder, davon eine Frau – heute sind es 62 im Ortsverein Metternich-Bubenheim. Während es im Jahr 1913 in den Versammlungen z.B. um das preußische Drei-Klassen-Wahlrecht oder um Frauenrechte ging, findet sich Mitte 1914 ein Eintrag aus nur einem Satz: „Am 1. August 1914: Kriegsausbruch“.
Während des Krieges scheint der Ortsverein geruht zu haben und wurde am 4.12.1918 wiederbelebt. Das Protokollbuch schließt mit der Konferenz von 1923, auf der Johann Dötsch Vorsitzender wurde. Was danach bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten genau geschah, ist nicht bekannt. Bekannt ist, dass Johann Dötsch von den Nazis ins Konzentrationslager gesteckt und dort gefoltert wurde, die Haft gesundheitlich schwer angeschlagen überlebte und 1945 den Ortsverein neu gründete. Das Protokollbuch wurde von Johann Dötschs Frau Anna während der Nazizeit unter den Fußbodendielen versteckt. Die Historikerin Köbberling ist von diesem Engagement tief beeindruckt: „Es ist für heute kaum vorstellbar, dass jemand für ein Protokollbuch sein Leben riskiert. Diese Wertschätzung der Demokratie nötigt uns allergrößten Respekt ab“, so ihr Resümee. Der Ziehsohn von Johann und Anna Dötsch, Fritz Görgen, übergab das Protokollbuch später dem Schriftführer Hans-Jürgen Wenzel.
Der aktuelle Ortsvereinsvorstand wird das Protokollbuch dem Koblenzer Stadtarchiv übergeben und erhält im Gegenzug eine digitalisierte Fassung.