Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus in der eins „autofreundlichen Stadt“ Koblenz? Mit dieser Frage hat sich die Koblenzer Landtagsabgeordnete Dr. Anna Köbberling in ihrer Frühjahrsreise im Mai beschäftigt. Die Liste der Gesprächspartner ist lang bei einem so wichtigen Thema: Dazu gehörten die Deutsche Bahn, der Landesbetrieb Mobilität (LBM) und die KoVeB als Vertreter des ÖPNV ebenso wie die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Koblenz und das Bündnis Radentscheid Koblenz. Wichtig war Köbberling zudem die Sichtweise von mittelständischen Unternehmen. Besuche führten sie deshalb auch zu Charlys Taxi und zum Betreiber der Koblenzer Seilbahn, Skyglide.
Schon jetzt steht der ÖPNV vor enormen Herausforderungen: Zunehmendes Verkehrsvolumen, steigende Materialkosten und fehlende Fachkräfte sind bereits heute spürbare Probleme. Ein wichtiger Aspekt ist für Köbberling daher die effiziente Nutzung der vorhandenen Infrastruktur. So war beim Besuch der KoVeB die Möglichkeit von Verkehrsversuchen in Koblenz und dynamischer Verkehrsführung ein Thema. Den Verkehrsraum besser zu verteilen, ist auch ein wichtiges Anliegen des Bündnisses Radentscheid. Hier gilt es, so Köbberling, langfristig am Ball zu bleiben: Schließlich gibt es eine riesige Erwartungshaltung zum Ausbau der Radwege. Wie der LBM erklärt, spiele der Faktor Zeit wegen der nötigen Planungen und Genehmigungen hier eine große Rolle.
Bei ihren Besuchen hat Köbberling auch über mögliche Innovationen beim ÖPNV gesprochen. Oft wird hier auf die Erfolgsgeschichte der Koblenzer Seilbahn verwiesen. Wie der Betreiber Skyglide betont, lassen sich Seilbahnen in sehr kurzer Bauzeit und mit wenig Flächenversiegelung installieren – und auch wieder rückbauen. Aber: Die Installation in Gebieten mit Wohnbebauung ist mit hohen behördlichen Hürden verknüpft. „Die Seilbahn als Verkehrsmittel muss in Zukunft eine viel größere Rolle in der Stadtplanung spielen“, resümierte Köbberling. Eine andere interessante Idee ist die Nutzung von Akku-Zügen auf kurzen Strecken ohne Elektrifizierung. Bei der Debatte um die Reaktivierung von Bahntrassen könnten sie eine umweltfreundliche Alternative sein und ist der Wasserstoffnutzung in Bezug auf die Energieeffizienz überlegen.
In vielen Gesprächen wurde zudem deutlich, dass es auch beim Individualverkehr flexible Lösungen braucht. Diesen aus der Innenstadt ganz zu verbannen, ist momentan keine realistische Option, wie die Koblenzer Wirtschaftsförderungsgesellschaft betonte. Das E-Auto könnte besonders im Rahmen von Car-Sharing-Modellen in Zukunft eine noch größere Rolle neben dem Fahrrad als umweltfreundliche Alternative spielen. Dass flexibler Individualverkehr weiterhin wichtig sein wird, zeigte sich nicht zuletzt beim Besuch von Charlys Taxi. Angesichts des demografischen Wandels sind bereits heute Fahrten zu Arztpraxen in der Stadt ein wichtiger Teil des Taxiunternehmens. Die Möglichkeit, in der Nähe der Praxen legal zu halten, um Kranke und beeinträchtigte Fahrgäste aufzunehmen oder aussteigen zu lassen, müsse allerdings dringend verbessert werden, appellierten die Gesprächspartner.
Effiziente Nutzung des Verkehrsraums, neue Wege im ÖPNV, Individualverkehr: Die Zukunft der Mobilität in Koblenz bietet viele Chancen. Um diese zu nutzen, sollten laut Köbberling mehr Versuche gewagt werden. „Die intensiven Gespräche in der Frühjahrsreise waren wichtig: Der Stadtrat und das Land brauchen immer wieder Impulse, damit Innovationen auch umgesetzt werden. Dafür brauchen wir viel Hartnäckigkeit und Ausdauer“, so das Fazit der Stadträtin und Landtagsabgeordneten.