Ihre Sommerreise durch den Wahlkreis Koblenz hat die Landtagsabgeordnete Anna Köbberling (SPD) dieses Mal dem Thema „Pflege“ gewidmet. In diesem Rahmen hat sie mehrere stationäre Einrichtungen, mobile Pflegedienste und die DRK-Beratungsstelle Ehrenamt im Umfeld der Pflege besucht. Den Pflegestützpunkt Koblenz-Mitte hatte Köbberling bereits bei einer früheren Reise aufgesucht.
An allen Orten hörte sie die gleiche Klage: „Unser schöner Beruf in der Altenpflege wird derzeit in Talkshows heruntergeredet!“ Auch wenn es viel zu verbessern gäbe, sei Altenpfleger/in ein spannender und erfüllender Beruf, vor dem man nicht abraten müsse. „Es stimmt nicht, dass wir zu wenig Zeit für persönliche Gespräche haben“; sagte zum Beispiel Frau Höfer vom Pflegedienst ZA, der kultursensible Pflege anbietet. „Die Zeitvorgaben sind nur Durchschnittswerte. Uns bleibt immer Zeit für ein freundliches Wort – und manchmal sogar für eine Tasse Kaffee.“
Fast überall wurde auch die Reform der Pflegeausbildung begrüßt, mit der in Zukunft die Berufe in der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege zusammengefasst werden. Man erhofft sich dadurch eine Aufwertung des Berufs der Altenpfleger/in. Eine Reform der Pflegeversicherung hin zu einer echten Teilkasko-Versicherung und ein einheitlicher Tarifvertrag sind weitere Wünsche, die nahezu überall geteilt werden.
Die ambulanten Pflegedienste genauso wie „Essen auf Rädern“ der Caritas beklagten die Parksituation in Koblenz und wünschten sich Sonder-Parkausweise, um einfacher kurze Besuche realisieren zu können. Und die medizinische Behandlungspflege würde von den Krankenkassen zu schlecht vergütet – hier müsse dringend etwas geschehen.
Der Leiter des AWO-Seniorenzentrums in der Laubach, Jürgen Gertz, sprach einen weiteren Missstand an: „Der Unterhalt der Ehegatten ist zu hoch. Oft muss die Ehefrau putzen gehen, wenn der Mann ins Pflegeheim muss – das kann nicht sein.“
Die gigantische Belastung, der pflegende Angehörige ausgesetzt sind, war Thema bei der „Beratungsstelle Ehrenamt im Vor- und Umfeld der Pflege“ im Pflegestützpunkt Koblenz-Süd in der Goldgrube. „Pflegende Angehörige brauchen sehr viel Hilfe, melden sich aber häufig nicht – bis es nicht mehr geht“, sagte Christof Wölk vom Pflegestützpunkt. Die einmal im Jahr angebotene Veranstaltung „Heute ist mein Tag – Auszeittag für pflegende Angehörige“, bei der pflegende Angehörige sich einmal richtig erholen können, sei leider nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
„Das Thema Pflege ist eins der ganz großen politischen Themen der kommenden Jahre“, resümierte Anna Köbberling nach den drei Besuchstagen. „Es wird bereits viel getan, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, aber es reicht noch nicht. Wir müssen jedoch aufpassen, dass wir nicht mit zu viel Pessimismus Gutes kaputtreden.“
Die gewonnenen Erkenntnisse werden nun in Köbberlings politische Arbeit einfließen. Mit einigen Punkten hat sie sich bereits an das zuständige Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demographie gewandt. Mitte August wird die Abgeordnete noch eine Schicht in einem Seniorenheim mitarbeiten, um sich einen persönlichen Eindruck über den Alltag der Pflegerinnen und Pfleger zu verschaffen.